Auf den ersten Blick scheint es unmöglich, dass der Valentinstag eine enge Verbindung zu Irland hat. Der Heilige wurde in Italien geboren, sagst du vielleicht… Es handelt sich um einen Feiertag für Verliebte, der sich seitdem internationalisiert hat, und Irland kann nicht wirklich eine besondere Verbindung zu diesem Feiertag geltend machen…
Aber wusstest du, dass der Valentinstag in Irland in der Nähe von Dublin liegt? Außerdem feiern die Iren das Ereignis mit ihren eigenen Traditionen!
Ein italienisches Fest, an dem Irland nicht unbeteiligt ist!
Irland und der Valentinstag – das klingt auf den ersten Blick wie eine unerwartete Paarung. Doch hinter den herzförmigen Karten und den Rosenblättern verbirgt sich eine zutiefst irische Geschichte. Um sie zu verstehen, muss man in die Zeit zurückgehen, als Rom noch ein brodelndes Imperium war und das Christentum gerade erst seinen Weg bahnte.
Der Heilige Valentin soll im 3. Jahrhundert in Italien unter der Herrschaft von Kaiser Claudius II. dem Goten geboren worden sein. Claudius Claudius war als autoritärer Tyrann bekannt, der die Christen verfolgte. Unter anderem verweigerte der Kaiser Soldaten die Heirat, da er der Meinung war, dass ein unverheirateter Mann ein besserer Kämpfer sei.
Valentin war der Meinung, dass die Liebe über den Verboten der Verwaltung stehen sollte… Er war sehr an der Entwicklung des Christentums beteiligt und bot den Christen in seiner Stadt regelmäßig seine Hilfe an. Er ging sogar so weit, dass er heimlich christliche Hochzeiten feierte, obwohl dies verboten war… Er verband männliche Soldaten mit Frauen im Namen der Liebe und widersetzte sich damit dem Befehl des Kaisers.
Als seine Aktivitäten entdeckt wurden, wurde er ins Gefängnis geworfen und anschließend zum Tode durch Schläge verurteilt. Seine Strafe wurde jedoch umgewandelt und er wurde am 14. Februar 269 enthauptet und anschließend begraben… (der berühmte 14. Februar).
Was Valentin jedoch mit Irland verbindet, ist nicht sein Kampf, sondern seine ewige Ruhe. Im XIXᵉ Jahrhundert reiste ein irischer Priester aus Dublin, John Spratt, der für seine Beredsamkeit und seine Hingabe an die Armen bekannt war, nach Rom.
Er predigte dort mit so viel Talent, dass Papst Gregor XVI. ihm ein außergewöhnliches Geschenk machte: authentische Reliquien des Heiligen Valentin. Sie wurden 1836 nach Irland zurückgebracht und ruhen noch heute in der Whitefriar Street Church in Dublin.
Jedes Jahr kommen Paare dorthin, um den Schutz des Heiligen zu erbitten oder ein Eheversprechen zu erneuern. Diese heilige Präsenz macht Irland zu einem der wenigen Länder der Welt, die offizielle Reliquien des Schutzpatrons der Liebenden besitzen.
Auch wenn wir spontan an Valentin denken, gab es in Irland schon lange eigene Rituale rund um die Liebe und den Bund der Ehe. Die keltischen Traditionen sind voll von Bräuchen, die dem Liebesbund gewidmet sind, lange bevor das Christentum aufkam.
Eines der faszinierendsten ist Imbolc, das Fest des Lichts, das am 1ᵉʳ Februar zu Ehren von Brigid, der Göttin der Fruchtbarkeit und der Poesie, gefeiert wurde. Zu dieser Zeit begaben sich Paare auf die Hügel oder zu heiligen Quellen, um Fruchtbarkeit, Wohlstand und Harmonie zu beschwören. Es gab sogar Praktiken, bei denen Schutzkreuze oder -bänder geflochten wurden, die die Herzen zu der richtigen Person führen sollten.
Später, im Mittelalter, gab es auch die „Trial Marriages“ von Lughnasadh, die im August gefeiert wurden. Diese zeitlich begrenzten Verbindungen erlaubten es zwei Menschen, das Zusammenleben für ein Jahr und einen Tag auszuprobieren. Wenn nach dieser Zeit alles in Ordnung war, bestätigte das Paar die Verbindung vor der Gemeinde. Auch wenn das Ereignis nicht direkt mit einem 14. Februar in Verbindung stand, ist die Idee der gewählten und erprobten Liebe Teil der langen irischen Tradition einer freien und lebendigen Liebe.
In den ländlichen Gegenden Irlands gab es auch Liebeszauber, die aus Pflanzen, Quellen oder Steinen hergestellt wurden. Die Liebe war in Irland nie eine zufällige Angelegenheit: Sie war ein Weg, manchmal ein Zauber und oft ein Versprechen.

Ein Ring aus Claddagh – Royal Claddagh – cc
Heute ist der Valentinstag in Irland eine süße Mischung aus Spiritualität, Kultur und unwiderstehlichen kleinen Traditionen. Das heilige Herz des Festes bleibt die Whitefriar Street Church in Dublin, in der die Reliquien des Heiligen ausgestellt werden. Die Gläubigen, egal ob sie seit langem verliebt sind oder am Anfang ihrer Geschichte stehen, kommen hierher, um eine Kerze anzuzünden, einen Wunsch zu hinterlassen oder einfach einen Moment der Besinnung zu teilen.
Die Iren setzen auch gerne auf symbolische Geschenke. Der Claddagh Ring, ein traditioneller Ring, der zwei Hände zeigt, die ein gekröntes Herz halten, ist eines der meist verschenkten Schmuckstücke zu dieser Zeit. Je nachdem, wie er getragen wird, zeigt er an, ob das Herz frei, vergeben oder gebunden ist: eine kleine stille Erklärung, die immer gut ankommt.
In den großen Städten wie Dublin, Cork oder Galway organisieren die Restaurants spezielle Menüs, die oft von lokalen Produkten inspiriert sind. Räucherlachs aus Connemara, handwerklich hergestellter Käse aus Wicklow oder Austern aus Galway werden zu diskreten Komplizen bei romantischen Abenden bei Kerzenschein.
Die Pubs stehen dem in nichts nach: Einige veranstalten sanfte Konzerte, traditionelle Musiksessions oder sogar spezielle Abende rund um die irische Poesie. Und man muss sagen, dass Irland mit Yeats, Joyce oder O’Donoghue ein perfektes literarisches Arsenal besitzt, um den Geist von Verliebten zu nähren.
Hotels und Gästehäuser wiederum nutzen die Gelegenheit, um Ausflüge in die Natur anzubieten. Eine Übernachtung in Kerry mit Blick auf den Atlantik, ein Spaziergang am Fuße der Mourne Mountains oder ein gemütlicher Aufenthalt in den Midlands erinnern daran, dass Irland vor allem ein Land der inspirierenden Landschaften ist.
Unter den irischen Traditionen rund um die Liebe gibt es eine, die aus der Reihe tanzt: das Leap Year, das „Schaltjahr“. Alle vier Jahre macht Irland einen großen Bogen um die Konventionen, indem es Frauen das althergebrachte Recht einräumt, einem Mann einen Heiratsantrag zu machen. Ja, das totale Gegenteil der klassischen Bräuche, und genau das macht diesen Brauch so schmackhaft.
Der Ursprung dieser irischen Tradition verliert sich in einer Mischung aus Christentum und Volksbösartigkeit. Die Legende besagt, dass die Heilige Brigid, eine wichtige Figur des keltischen Christentums, sich bei St. Patrick darüber beschwerte, dass Frauen ewig warten müssten, bis ein Mann sich entscheide. Um dieses Muster zu durchbrechen, soll Patrick den Frauen einen außergewöhnlichen Tag, den 29. Februar, eingeräumt haben, an dem sie die Initiative ergreifen und einen Antrag stellen konnten.
In einigen scherzhafteren Geschichten soll Patrick erst nach langen Verhandlungen eingewilligt haben, und Brigid soll Patrick sofort einen Heiratsantrag gemacht haben, um das zu veranschaulichen. Wenn ein Mann am 29. Februar einen Antrag ablehnte, musste er ein großes Geschenk machen, oft ein Paar Handschuhe, um einen Finger ohne Ehering zu verstecken.
Dieser Brauch hat die Jahrhunderte überdauert und ist in die irische Folklore eingegangen wie ein frischer Wind in der komplexen Beziehungsgeschichte. Sowohl auf dem Land als auch in den Städten wurde das Leap Year als ein Moment der Freiheit gesehen, fast wie ein soziales Spiel, bei dem die gewöhnlichen Regeln umgekehrt wurden. Auch heute noch, obwohl der Gebrauch nicht mehr verpflichtend ist, sorgt er für ein Lächeln und inspiriert regelmäßig Veranstaltungen, Themenabende oder Marketingkampagnen, die mit diesem berühmten „Tag, an dem die Frauen das Sagen haben“ spielen.
Irland liebt diese kleinen Traditionen, die sich den Konventionen widersetzen und trotzdem zärtlich und lustig sind. Das Leap Year passt genau in diesen Geist: eine Feier des Wagemuts, der Spontaneität und der Idee, dass die Liebe kein Protokoll braucht, um zu gedeihen. Und in einem Land, in dem Legenden in den Alltag einziehen, ist es nicht verwunderlich, dass dieser 29. Februar zu einem Symbol für romantische Freiheit geworden ist.
Neben den Traditionen ist es auch die ganz besondere Atmosphäre der Insel. Die irische Landschaft eignet sich natürlich für die Vorstellung von Romantik. Die Klippen von Moher, die mittelalterlichen Gassen von Kilkenny, die schwarzen Seen von Killarney oder die wilden Strände von Connemara bieten eine fast filmreife Kulisse.
Manche Paare wählen Irland sogar als Ort für ihren Heiratsantrag. Das Dunluce Castle bei Sonnenuntergang, der Giant’s Causeway, wenn sich das Meer zurückzieht, oder der Phoenix Park in Dublin mit seinen freilebenden Damhirschen sind zu einer besonderen Kulisse für diesen einzigartigen Moment geworden.
Man muss sagen, dass Irland diesen etwas mystischen Charme hat. Ein Gefühl der Vertrautheit, aber auch der Freiheit. Jeder Windhauch, jede gleitende Wolke und jeder Lichtstrahl erweckt den Eindruck, dass die Natur selbst die Liebe der Besucher feiert.
Und dann ist da noch die Gastfreundschaft, für die die Iren ein Geheimnis haben. Diese Art zu begrüßen, zu erzählen und zu teilen. Am Valentinstag wird sie noch süßer. Vielleicht ist es die Wirkung des Heiligen, der von seiner Kapelle in Dublin aus wacht. Vielleicht ist es einfach die Seele der Insel.